Meine Geschichte
Hallo und Willkommen, ich bin Susa.
Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, heute diesen Blog so zu erstellen. Nach mehr als 15 Jahren als Designer in der Agenturwelt wollte ich zum 1. April 2020 einen neuen Job als Change Manager in einem Berliner Retail-Unternehmen starten. Ich hatte meine Stelle gekündigt, Abschiede von lieben Kollegen gefeiert und mir ein WG-Zimmer in Berlin organisiert. Mein Innenbandriss, den ich mir im Jahr davor an Halloween beim Surfen in England geholt hatte, war auch wieder verheilt, so dass einem Skiurlaub in Frankreich mit Freunden vor dem Jobwechsel nichts mehr im Wege stehen sollte.
Aus der neuen Stelle wurde zwei Tage vor Jobantritt ein Aufhebungsvertrag, der Skiurlaub fiel ins Wasser und mein Berliner WG-Zimmer mußte ich wieder kündigen. Zum Glück nahm mich mein alter Arbeitgeber wieder auf. Somit ging ich in den folgenden Wochen & Monaten mit allen meinen Kollegen ins Home Office und in die Kurzarbeit und machte mir um meine schon etwas älteren Eltern Sorgen.
Mit einer Freundin beschloß ich dann im September nach Dänemark zu fahren, um wenigstens einmal surfen zu gehen. Bis dahin hoffte ich, würden die Grenzen wieder aufmachen, meine Eltern gut durch die Pandemie kommen und ich würde schon eine neue Perspektive finden. Bis dahin dachte ich immer, ich wäre ein positiv denkender Mensch und das Ganze wird schon wieder – bis zum 20. August.
Nach dem Joggen hatte ich einen Knoten ertastet und ging gleich am nächsten Tag direkt zu meiner Frauenärztin. Ab da ging alles sehr schnell. Am folgenden Tag bekam ich zum Glück direkt einen Mammographie-Termin. Die untersuchende Ärztin war direkt: „Es tut mir leid, aber das ist Brustkrebs. Da kommt etwas auf sie zu.“
Ich kann mich noch erinnern, wie ich halbwegs gefasst fragte: „Was meinen Sie denn damit?“
16 Chemos und eine Operation später. Der Tumor ist durch die Therapie kleiner geworden und wurde inklusive vier Lymphknoten entfernt. Es wurden leider am Ende noch Krebszellen sowohl im Gewebe aber auch in einem Lymphknoten gefunden. Den Rest sollte die Bestrahlung und die Antihormontherapie richten. Ich habe sämtliche Nebenwirkungen, die man wohl so bekommen kann, mitgenommen. Das Surfen scheint derzeit weit weg zu sein. Aber meine Hoffnung gebe ich nicht auf.
Meine Vision
Zum Glück konnte ich vor der Therapie doch noch für ein paar Tage in Dänemark surfen gehen. Dabei ist mir eines klar geworden: Es gibt nichts Schöneres, als mit dem Surfboard auf dem Meer hin und her zu schaukeln und auf die nächste Welle zu warten. Das Wellenreiten ließ mich für einen Moment alles vergessen. Auch die Todesangst, die mich vor allen in den ersten Wochen jeden Tag begleitete, spielte beim Surfen keine Rolle mehr. Jeder, der mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird, geht damit unterschiedlich um. Ein paar Fragen scheinen jedoch für jeden ähnlich essentiell zu sein:
Wie lange lebe ich noch?
Was kann ich tun, damit das Leben noch lange weitergeht?
Wie habe ich bis jetzt gelebt?
Bin ich glücklich mit dem, wie ich lebe?
Was möchte ich ändern?
Diese und viele weitere Fragen habe ich mir in den letzten Monaten immer wieder gestellt. Einige sind zum Teil beantwortet und einige werden sich vielleicht nie beantworten lassen. Ich sehe meine Geschichte als Aufforderung neue Wege und Pfade zu entdecken. Ich möchte gut für mich sorgen, im „Hier und Jetzt“ leben und das Glück mit offenen Armen willkommen heißen.